Das Jahr 2021 neigt sich dem Ende entgegen und Corona hatte  hat uns auch weiterhin fest im Griff. Ich will die freien Tage nutzen und euch mal mein fotografisches … analoges Jahr Revue passieren lassen.

Die Liebe zum Analogen

Ja ja, wie es immer so ist mit dieser Liebe. Meine war irgendwie nie weg, aber auch nie so groß als dass ich viel Kraft und Zeit investieren wollte. Doch Anfang dieses Jahrs, als Kontaktbeschränkungen und Terminabsagen meinen täglichen Frust nährte, wollte ich nicht rumlaufen und Landschaften fotografieren oder die Stadt in ihrer Leere ablichten. Mir liegen Menschen, Emotionen und Gespräche. Was mir aber auch liegt….neue Sachen ausprobieren und sich darin reinsteigern. Also dachte ich mir, ich nutze mal wieder meine analogen Kameras, die da so im Schrank rumliegen. Gesagt getan, ich schnappte mir mein Exa 1B, nen billigen (!) Kodak Gold 200 und lief durch den Hafen.


Das wiederholte ich 1-2 Mal und merkte, dass ich langsam Gefallen an der Streetfotografie bekam. Wie ich schon erwähnte, fing ich an mich in diese Welt etwas mehr auszuprobieren und wollte immer mehr. So wurden neue Filme gekauft, die Exa 1B weggelegt und meine Minolta genutzt und auf Instagram fing ich an, meinen analogen Kanal mit Leben zu füllen. Ich bekam immer mehr Follower und lernte auch den ein oder anderen persönlich kennen. Es brachte mir unheimlich Spaß und ich wollte nun auch Themen probieren, vor denen ich mich bisher immer gesträubt hatte. So fing ich an, Filme selbst zu entwickeln.

Auch das eröffnete mir mehr Möglichkeiten. Das ewige Warten auf die Entwicklung durch teure Dienstleister oder billige Drogeriegeschäfte fiel nun weg und ich ging vormittags shooten, nachmittags entwickeln und abends scannte ich den Film.
Ich fing sogar an, das mir beigebrachte auf meinem Youtube Kanal zu veröffentlichen und meine Erfahrung in der neuen Liebe anderen zu zeigen. Wer meinen Youtube Kanal noch nicht kennt, sollte da spätestens jetzt mal reinschauen.

Die Neue

Natürlich bin ich auch nur ein Mann und wenn man sich für das neue Interessengebiet begeistert, muss auch neues Equipment her. Es ist kein Geheimnis, dass meine Traumkamera immer noch die Leica M6 ist. Jedoch war und ist diese preislich einfach noch zu weit weg als das ich meinem „Haben-wollen-Gen“ nachkommen könnte. Doch wollte ich unbedingt eine Messsucher Kamera besitzen und mich mit der Materie auseinandersetzen. Es gibt verschiedenste Alternativen zur Leica Welt, die durchaus auch sehr interessant für mich wurden. Jedoch schielte ich immer wieder rüber zu Leica und forschte auch da, was es denn an Kameras abseits der M6 gibt.
Irgendwann schoss ich mich auf eine Leica CL ein.

Sicherlich nicht wirklich vergleichbar mit einer M6 und weitaus schlechterer Messsucher, aber dafür schön klein und mit M – Bajonett. Da ich das Voigtländer 35mm 1.4 besitze, kann ich dieses Objektiv nativ direkt an der Kamera benutzen und sie bleibt immer noch schön kompakt.
Gesagt getan, ich hatte „Glück“ und ergatterte eine bei eBay Kleinanzeigen für knapp 350€. Man sagte mir, der Zustand ist gepflegt aber der Belichtungsmesser wäre nicht nutzbar. Ich hoffte auf ein Batteriethema, aber nach unzähligen Varianten und Versuchen, gab ich schließlich auf und musste zugeben: Beli ist kaputt. Hinzu kam, dass ich auf vielen Bildern einen dunklen Rand hatte und auch das Transportieren des Filmes war nicht immer möglich.

Ich entschied mich also, sie zur Reparatur zu bringen. Ich kam dabei auf Via Da Vinci. Hier in Hamburg ansässig und nach einigen freundlichen Emails hin und her, gab ich die Leica CL zu einem Rundumcheck ab. Diese dauerte leider länger als erhofft, da man ein Originalteil von Leica anfordern musste. Ich glaube nach ca. 1,5 Monaten und ca. 260€ Kosten, bekam ich sie wieder. Der Belichtungsmesser war definitiv nicht reparabel, aber sie klickte und klackte wie neu. Ich hatte sie nur noch bei mir und verließ das Haus keinen Tag, ohne dass ich die Kleine bei mir hatte.

Nun war es mittlerweile wärmen geworden und ich fing auch wieder an Menschen zu fotografieren. Ich „traute“ mich sogar, komplette Shootings ausschließlich analog zu shooten. Das war bis dahin unvorstellbar und eine meiner digitalen Kameras war immer als Backup dabei gewesen. Nun aber konnte und wollte ich fast nur noch analog fotografieren.

Jemand einen KEKS?

Die ersten Rollen Film ließen sich schießen ohne das mir was fehlte. Doch immer wieder kam ich auf den fehlenden Belichtungsmesser zurück. Das Handy hilft natürlich und auch die „Sunny 16 Regel“ ist bei Film möglich. Film verzeiht viel und selbst 2 Blenden über oder unterbelichtet war kein Problem. Ich wollte aber trotzdem eine Lösung finden und fand diese in dem KEKS EM-01.

Dies ist ein kleiner Belichtungsmesser, den man oben auf den Blitzschuh der Kamera steckt (wenn diese einen hat, meine Exa 1B leider nicht) und mittels kleinen Knöpfchens und zuvor eingestellte Blende, ISO oder Belichtungszeit, misst das kleine Ding ziemlich genau den fehlenden Wert (abhängig vom zuvor eingestellten Parameter). Mit dieser Kombination fühlte ich mich noch sicherer und war und bin voll und ganz zufrieden.
Natürlich wird der gewitzte Leser jetzt denken: 350€ Kamera + 260€ Reparatur + Beli (der kostete 150€) = 760€ ….das ist schon ne halbe Leica M6. Klar, aber irgendwie wollte ich die CL nicht wieder verkaufen. Sie gefällt mir einfach zu gut und solang die M6 noch nicht in meinem Schrank liegt, werde ich auch weiterhin diese kleine, kompakte Kamera nutzen.

Shootings in 2021

Ich denke nach all dem Text, wird es nun auch noch mal Zeit für ein paar Bilder. Die meisten findet man auf meinem Instagram Kanal oder bei Behance. Zum kleinen Einblick aber nun ein paar Eindrücke:

Ausblick

Das Jahr 2021 hat mir gerade in der analogen Welt seeehr viel Spaß bereitet und ich rechne auch in 2022 damit, mich in den Bereichen Shootings, Entwickeln und Scannen weiter zu verbessern. Es gibt noch genug zu lernen und auszuprobieren.
Es ist nicht immer alles gleich machbar und umsetzbar und auch das Zubehör drum herum ist wichtig. Aber genau da ist ja auch der Reiz. Ich bin aktuell mit Kamera, Objektiv, Filmen, Belichtungsmesser, Scanner und Scannzubehör sehr gut ausgestattet. Man findet aber immer wieder Dinge, die einem das analoge Leben leichter machen (siehe Linktipps weiter unten)

Leider ist der analoge Hype aber nicht nur bei mir gewesen und man merkt auf dem Markt, wie die analogen Kameras preislich stetig nach oben gehen und die Filme stückweise teurer werden. Wie lang das noch ist und ob es auch wieder kippt, kann ich nicht genau sagen. Man munkelt, dass dieser Trend auch bald wieder vorbei ist. Meine Begeisterung dafür wird aber bleiben. Das weiß ich auf jeden Fall. Vielleicht flacht die Liebe dazu wieder etwas ab, wie es schon mal war. Dann aber weiß ich, wird sie wieder aufleben, wie es in diesem Jahr der Fall war.

Die analoge Fotografie entschleunigt, beruhigt, fasziniert und pusht deine Kreativität. Wer darauf Lust hat und einige anfängliche Rückschläge ertragen kann, sollte es unbedingt ausprobieren. Ihr könnt euch auch gern bei mir melden. Ich habe einiges an Lehrgeld bezahlt und kann mit meiner Erfahrung sicherlich helfen, den Einstieg oder Umstieg auf das Analoge zu vereinfachen.

Links**

Wer mal eine Kamera gefunden, geschenkt oder gekauft hat, kann diese bei Via Davinci in gute Hände geben, sollte sie generalüberholt oder repariert werden.

Wer einen sehr guten Laden in Hamburg sucht für alles rund um die Analoge Welt, sollte bei Khrome vorbeischauen.

  • Khrome.de
    Den KEKS EM-01 gibt es mittlerweile auch da zu kaufen. Aber Vorsicht: Man geht nur sehr selten mit leeren Händen aus den Laden.

Kleines, feines und sehr hilfreiches Utensil sind Negativhüllen. Die bekommt man direkt hier

** Alle Links sind rein persönliche Empfehlungen. Ich bekomm weder Boni noch anderweitige Vergütungen. Es sind meine Empfehlungen für euch!